Auch wenn sich das dauerhafte Arbeiten im Homeoffice zunächst wie eine großartige Idee anhörte, so zeigte sich die Realität manchmal doch härter, als wir es uns hätten vorstellen können. Nicht selten führte die vermehrte Remote-Arbeit zu ungesunden Arbeitsbedingungen, psychischen Belastungen und Einschränkungen vieler Arbeitnehmer.
Laut einer Studie von HubSpot spürten 42 Prozent der Deutschen im Homeoffice den Druck, beweisen zu müssen, dass sie auch wirklich arbeiten. Zudem gaben 21 Prozent an, dass ihre mentale Gesundheit negative Auswirkungen auf ihre Arbeitsleistung habe und 38 Prozent finden es durch Remote Work schwieriger, befördert zu werden.
Die Zahlen zeigen, dass das Arbeiten im Homeoffice mit einzigartigen Herausforderungen verbunden ist, die sich deutlich von der Arbeit im Büro unterscheiden. Die Umstellung kann anstrengend sein, aber auch neue Möglichkeiten bieten. Im Gespräch mit Tina Holmes, Director People & Culture bei AMORELIE, sprechen wir darüber, wie wichtig es ist, sich im Homeoffice um das Wohlbefinden seiner Mitarbeiter zu kümmern und welche Angebote AMORELIE seinen Angestellten dazu macht.
Tina Holmes sorgt bei AMORELIE dafür, dass sich die Mitarbeiter wohlfühlen. Dazu gehört eine Unternehmenskultur, in der Mitarbeiter Fehler machen dürfen, sich weiterentwickeln und Feedback geben können. Außerdem wird bei AMORELIE die individuelle Persönlichkeit der Mitarbeiter groß geschrieben. So lautet zum Beispiel einer der Unternehmenswerte: "Liebe deine Marotten." Tinas kleine Marotte ist es, "immer einen Grund zum Feiern zu finden, sodass ich eine Party organisieren kann, was vielleicht auch einer der vielen Gründe ist, warum ich meinen Beruf in der Personalabteilung so sehr mag."
Schauen wir also mal, was Tina über Remote-Arbeit und das psychische Wohlbefinden zu sagen hat und wie AMORELIE die ersten Anzeichen einer verschlechterten psychischen Gesundheit erkennt, anspricht und sich an Remote-Arbeitsabläufe anpasst.
Wieso ist Deiner Meinung nach das Thema psychische Gesundheit bei der Arbeit im Homeoffice wichtig?
Wir alle verbringen einen großen Teil des Tages bei der Arbeit. Als Arbeitgeber sind wir daher für das Wohlbefinden des Teams und dessen psychischer Gesundheit verantwortlich. Im letzten Jahr befanden wir uns - und die ganze Welt - in einer äußerst herausfordernden Situation. Von einem Tag auf den anderen waren wir alle "Allein zuhause" und hatten kaum noch soziale Kontakte.
Diese Situation beeinflusste nahezu jedermanns psychische Gesundheit, zeigte sich aber auf verschiedene Art und Weise. Alle entwickelten Bewältigungsstrategien, mit denen sie diese Situation zu meistern versuchten - und wir sorgten dafür, dass alle so zufrieden wie möglich blieben.
Wie hat sich die Remote-Arbeit seit Beginn der Pandemie auf die psychische Gesundheit der Mitarbeiter ausgewirkt?
Jede Woche führen wir kurze Online-Umfragen durch, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu messen. In den ersten Monaten der Pandemie fielen die Ergebnisse äußerst negativ aus. Unsere Mitarbeiter waren unsicher, möglicherweise sogar verängstigt angesichts des allgemein unsicheren Zustands der Welt zu diesem Zeitpunkt, was mit ihrer Gesundheit geschehen wird und inwieweit sie ihre Arbeitsplätze behalten können.
Wir wollten diese Bedenken entkräften und ihnen eine gewisse Stabilität geben und führten neue Arbeitsmethoden ein. Zum Beispiel haben wir unseren Mitarbeitern folgende Angebote gemacht:
- Offen kommunizierte Updates
- Angepasste interne Kommunikationskanäle und Inhalte, damit alle Mitarbeiter auf dem neuesten Stand der Dinge bleiben
- Auf kultureller und sozialer Ebene haben wir verschiedene Remote-Events ausprobiert, von einer Weinverkostung über ein Pub-Quiz und gemeinsamen Kochen bis hin zu einer Comedy-Show
- Wir führten digitale Kaffeepausen ein, in denen wöchentlich Mitarbeiter nach dem Zufallsprinzip zusammengeführt wurden, um das Networking über Abteilungsgrenzen hinweg zu fördern
- und hatten eine offene Q&A-Session, um Fragen an unsere Geschäftsführung zu stellen.
Die Zufriedenheit unserer Mitarbeiter ist in dieser Zeit und dank unserer Maßnahmen kontinuierlich gewachsen. Wir freuten uns über das Feedback, dass "wir uns kümmern, zuhören und für unsere Mitarbeiter da sind."
Was für Angebote gibt es für Mitarbeiter bei Amorelie, um die mentale Gesundheit im Homeoffice zu verbessern?
Wir sprechen offen über psychische Gesundheit und die Tatsache, dass es "ok ist, nicht ok zu sein", und scheuen uns nicht, bei Schwierigkeiten das Gespräch zu suchen.
Dazu schulen den Umgang mit Feedback und die Führungskompetenz im Homeoffice. Psychisches Nicht-Wohlbefinden hängt oft mit Unverständnis oder dem Missverstehen von Gesagtem zusammen.
Demzufolge ist es wichtig zu lernen, wie man Feedback gibt. Führungskräfte müssen sich in Besprechungen mehr Zeit lassen, um nachzufragen und sich bewusst machen: "Wie geht es Dir?" Einen Menschen im Büro zu erleben und Stimmungen, Körpersprache und Mimik zu verstehen, erleichtert das Einfühlen in die Mitarbeiter meist ungemein. Aus diesem Grund sind verbale Kommunikation und die richtigen Fähigkeiten in einem Remote-Setup so wichtig.
Wer sich schwer tut, von zu Hause im Homeoffice zu arbeiten, kann natürlich auch ins Büro kommen - unter Einhaltung aller Sicherheitsprotokolle, versteht sich.
Und dann gibt es noch den sportlichen Aspekt - ein bewegter Körper führt zu einem bewegten Geist. Wir bieten unseren Mitarbeitern eine Urban-Sport-Mitgliedschaft an und zelebrieren unseren Montagmorgen-Tanz, um die neue Woche mit Spaß einzuläuten.
Was hat Eure HR-Abteilung zur Verbesserung der Kommunikation bei der Arbeit im Homeoffice getan?
Wir entwickelten vier wichtige Schritte, um die Kommunikation zu verbessern:
- Es wurden verschiedene Coaching-Sitzungen angeboten: In Team- und Einzelkonstellationen und es wurden Leadership-Zirkel eingerichtet, um sich über Herausforderungen auszutauschen.
- Unsere Büroleitung, die vorher für das tägliche Büromanagement zuständig war, verschickt Memes, GIFs und Geschichten auf unserem Team-Slack-Kanal für ein paar Lacher am Tag
- Wir ermutigen das Team mehr denn je, die öffentliche Lobfunktion in unserem Mitarbeiter-Tool zu nutzen, um die Motivation zu steigern
- Wir haben die Meeting-Struktur geändert und freie Zeitfenster für konzentriertes Arbeiten und Icebreaker-Fragen zum Aufwärmen eingerichtet
Erzähl uns vom Mental Health Month bei Amorelie
Als im Herbst 2020 bereits die zweite Welle kam, war uns klar, dass Covid-19 noch eine Weile Teil unserer Welt sein würde. Wir wussten, dass der Dezember mit dem Weihnachtsfest und der Urlaubszeit trotz der Einschränkungen ein recht erträglicher Monat sein würde, auf den man sich freuen kann.
Doch der lange, dunkle, kalte Januar bedeutet eine große Herausforderung für die Arbeit im Homeoffice. Darum beschlossen wir, uns im Januar der psychischen Gesundheit und dem Wohlbefinden unserer Mitarbeiter zu widmen, um das neue Jahr positiv zu beginnen. Konkret sah der Mental Health Month so aus:
- Woche: Motivationsworkshop zum Herausfinden unserer inneren Antriebskräfte mit einem Coach
- Woche: Ein von der Krankenkasse angebotener Stressmanagement-Kurs
- Woche: Yoga- und Meditationskurse
- Woche: Laufen und Walken für einen guten Zweck
Denn draußen zu sein und sich zu bewegen ist wichtig für die psychische Gesundheit. Für jeden gelaufenen oder gegangenen Kilometer haben wir einen Euro an ein Frauenhaus gespendet. Es war beeindruckend zu sehen, wie alle ihre Spaziergänge und Läufe untereinander austauschten und am Ende eine echte Bewegung entstand, die zu einer Spende von 1.500 Euro führte.
Weshalb scheint der Umgang mit psychischer Gesundheit ein schwieriges Thema in vielen Unternehmen?
Ich denke, es geht nicht nur um die psychische Gesundheit, sondern um alle Sorgen - seien es Herausforderungen bei der Kinderbetreuung, Trennungen, wenn die Eltern krank sind und man andere Prioritäten setzen muss. Psychische Belastung war eines der zentralen Themen im Jahr 2020.
Jeder will stark sein und doch gibt es Zeiten in unserem Leben, in denen wir einfach nicht 100 Prozent leisten können. Doch diese Herausforderungen zu verstecken, macht es nur noch schlimmer. Wir in der Personalabteilung können und wollen helfen, entsprechende Lösungen zu finden.
Auch nach der Pandemie wollen 81 Prozent der Arbeitnehmer langfristig einen Teil der Woche im Homeoffice weiterarbeiten. Wie geht Amorelie damit um?
Bis Ende August ermöglichen wir allen Mitarbeitern, zu Hause im Homeoffice zu bleiben. Danach werden wir auf Remote First umstellen, so dass alle Meetings digital abgehalten werden, wenn eine Person nicht im Büro ist.
Trotzdem werden wir unsere Büros behalten. Eine wichtige Erkenntnis für die Jahre 2020 und 2021 ist: Jeder Mensch arbeitet in unterschiedlichen Situationen besser.
Die einen in einem hektischen Büro mit vielen Menschen um sie herum, die anderen in einem ruhigen Raum zu Hause. Und wir stellen Lösungen für beide Präferenzen bereit, damit unsere Mitarbeiter so zufrieden wie möglich arbeiten können.
Vielen Dank, Tina, für diese Einblicke in die Art und Weise, wie AMORELIE die psychische Gesundheit ihrer Remote-Mitarbeiter schützt.
Mehr über das Arbeiten im Homeoffice und wie man sich um seine Mitarbeiter kümmert, gibt es auf unserem Blog:
- Mobiles Arbeiten und Homeoffice: Die wichtigsten Regeln
- Vertrauen im Homeoffice - Darauf müssen Personaler achten
- 5 Tipps für erfolgreiches Arbeiten im Homeoffice
-
Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz fördern - Tipps für Präventionsmaßnahmen
Über Tina Holmes
Nach Stationen bei Unternehmen wie Sony, Apple und DDB arbeitet Tina Holmes mittlerweile als Director People & Culture bei AMORELIE. Das Berliner Startup und Online-Versandhändler für Erotikspielzeuge will das Wohlbefinden seiner Kunden durch sexuelle Zufriedenheit steigern.
Dort definiert Tina im Tagesgeschäft den Schulungsbedarf, sorgt für gute Performance-Reviews, die im Einklang mit den Unternehmenszielen stehen, entwickelt agile Arbeitsmethoden, definiert und lebt die Unternehmenswerte und sorgt letztlich für eine Unternehmenskultur, in der Mitarbeiter Fehler machen dürfen, aus Erfahrungen lernen, wachsen und Feedback geben dürfen.