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Arbeitsschutz & BGM

Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz fördern - Tipps für Präventionsmaßnahmen

Wenn man auf statistische Entwicklungen in Bezug auf psychischen Erkrankungen in Deutschland schaut, wird deutlich, dass sich beispielsweise die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen von Arbeitnehmenden in den letzten zwanzig Jahren mehr als verdreifacht hat und auch jede zweite Frührente dem geschuldet sein soll. 

 

Oft wird hier argumentiert, dass das Bewusstsein, die Diagnose und das Zugeständnis für die psychische Gesundheit in der Gesellschaft sich weiterentwickelt hat und somit auch die Anzahl ansteigt. Die Management-Consultants von HRpepper wissen, dass die Menge zu hoch ist. 

 

Daher empfiehlt HRpeppers Consultant Jannina Töpfer im Interview, wie Unternehmen die richtigen Maßnahmen zur Prävention für die physische Gesundheit treffen können. 

 

 

Warum beschäftigt ihr Euch als Transformationsberatung mit dem Thema Mentale Gesundheit? 

 

Wir bei HRpepper haben uns darauf spezialisiert, Organisationen zukunftsfähig zu gestalten und sie bei jeglicher Form von Transformation zu begleiten. Da wir bei allen unseren Projekten immer den Menschen im Mittelpunkt sehen, ist auch das Thema mentale Gesundheit immer wieder relevant - insbesondere, wenn es um große Veränderungen geht. 

 

Zum einen gestalten wir beispielsweise individuell für Unternehmen die „richtige Personalarbeit“. Hier ist entscheidend, dass HR einen größtmöglichen Beitrag zur Zielerreichung der Organisation leistet und dazu gehört natürlich auch der Faktor Gesundheit und Arbeitsschutz der Mitarbeitenden. 

 

Zum anderen betrachten wir neben der Gestaltung von HR-Funktionen das Thema aber auch in allen anderen Transformationsprojekten, da wir hier Menschen über einen langen Zeitraum bei einer Veränderung begleiten. Und Veränderungen bedeuten unter anderem ein neues Umfeld, neue Strukturen und neue Arbeitsweisen, was meist außerhalb des Kontrollbereiches und der Komfortzone der einzelnen Mitarbeitenden liegt. 

 

Eine Studie von Dohrenwend aus dem Jahre 2006 zeigt, dass große Veränderungen den Menschen unter großen Stress setzen können und psychologisch sehr belastend sind. Gerade deswegen ist es besonders wichtig auch die Gesundheit des Menschen bei Transformationen konkret mitzudenken. 



Welche typischen Belastungsfaktoren erlebt Ihr in Unternehmen?

 

Unsere heutige Gesellschaft ist sehr leistungsgetrieben und die Mitarbeitenden versetzen sich, um dem gerecht zu werden, ständig in eine Art „Alarmbereitschaft“. Einen Satz, den ich da gerne verwende, ist: 

 

"Es geht nur um das Gleichgewicht."

Jannina Töpfer - Consultant bei HRpepper

 

Denn es kommt nur dann zu mentalen Gefährdungsmomenten, wenn die ausgleichenden Komponenten im Alltag zu gering sind. Die sogenannten Stressoren, also die Situationen, in denen die beruflichen Spannungen überwiegen, können sich bei längerer Dauer negativ auf unsere physische und psychische Gesundheit auswirken. 

 

Im Arbeitsalltag sind viele unterschiedliche Faktoren, die sich auf die psychische Gesundheit auswirken können, erkennbar und für jeden spürbar. Hier können ausschlaggebend sein

 

  • enge Taktung und zeitlicher Stress, 
  • unklare Arbeitsbeschreibungen, 
  • Unter- oder Überforderungssituationen, 
  • Respektlosigkeit, 
  • Meinungsdifferenzen im Team, 
  • fehlende berufliche Sicherheit und Wertschätzung, 
  • fehlender Teamzusammenhalt, 
  • aber auch psychische Ausgangssituationen, wie ein geringes Selbstwertgefühl, oder Perfektionismus etc.

 

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Nicht zu vernachlässigen sind auch die Unternehmenskultur und zugrunde liegende Werte eines Unternehmens, welche sich dann bspw. in einem drückenden Betriebsklima oder einem nicht mehr zeitgemäßen Führungsstil widerspiegeln. 

 

In unseren Beratungsprojekten nehmen wir folgende Entwicklungen der Arbeitsgegebenheiten wahr und sprechen darüber mit den Projektverantwortlichen und Führungskräften, um ein Bewusstsein für mögliche Stressoren zu schaffen: 

 

  • Verdichtung der Arbeitsaufgaben durch Prozessveränderungen oder Personaleinsparungen 
  • Beschleunigung der Arbeitsprozesse durch schnellere Veränderungen und neue Kommunikationstechniken 
  • Veränderung des sozialen Arbeitsumfeldes, durch Remote-Arbeit oder hybrides Arbeiten
  • Steigender Bedarf an stärkerer Vernetzung von Teams und Arbeitsprozessen und die dadurch teils unklaren Entscheidungsstrukturen, was zu Undurchsichtigkeit & Kontrollverlust führt 
  • Entwicklung eines erhöhten Bedarfs an sinnstiftender Arbeit und einer persönlichen Identifikation mit dem Produkt oder der Dienstleistung.

 

Als Resultat spüren wir projektseitig beispielsweise einen Anstieg der Anfragen für die Konzeption und Durchführung von Entwicklungsprogrammen für Führungskräfte und Mitarbeitenden auf jeder Ebene. Wir entwickeln hier individuell zugeschnittene Trainingsformate zu Themen wie agiler Führung, Stressmanagement, Resilienz, psychologische Sicherheit, wertschätzende Führung oder ähnlichem und adressieren so die internen Herausforderungen. 



Wieso darf die psychische Gesundheit kein Tabuthema am Arbeitsplatz sein?

 

Es sollte kein Tabuthema sein, weil körperliche Krankheiten, egal ob Erkältung oder ein gebrochenes Bein, auch als selbstverständliche Gründe für einen Arbeitsausfall angesehen werden. Mentale Krankheitsbilder, wie bspw. Depressionen oder Burnout sind keine persönliche Schwäche, die man verheimlichen oder verurteilen sollte. 

 

Manche Menschen sind wahrscheinlich besser in der Wahrnehmung von Warnsignalen des Körpers (Migräne, Müdigkeit, Rückenschmerzen o.ä.) und tun regelmäßig präventive ausgleichende Dinge (Achtsamkeitspraktiken, körperliche Fitness, Zeit mit der Familie, Ruhephasen etc.). Natürlich ist das alles subjektiv und es gibt nicht eine Sache, die uns allen gleichermaßen hilft. 

 

Es ist ein Prozess, herauszufinden, was der eigene Körper braucht, um ins Gleichgewicht zu kommen. Wenn Krankheitsbilder allerdings früh erkannt werden, können sie mit den richtigen Mitteln gut behandelt werden und die Betroffenen werden nicht in ihrer Arbeit eingeschränkt. Im besten Fall können sie durch präventive Maßnahmen im Unternehmen bereits verhindern werden. 



Wie sehen die Konsequenzen aus, wenn die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz nicht gefördert wird?

 

Viele haben Bedenken, über psychischen Erkrankungen zu sprechen. Manchmal aus Scham aber oft auch aus Angst vor Ausgrenzung oder negativen Konsequenzen wie etwa Einschränkungen bezüglich ihrer Karrierechancen. 

 

Bleiben Anzeichen oder gar Krankheiten unerkannt sinkt bei Mitarbeitenden die allgemeine Zufriedenheit und Arbeitsmotivation. Auch die Qualität der einzelnen Arbeitsabläufe lässt nach und die Bearbeitungsdauer nimmt kontinuierlich zu, was auch wirtschaftliche Langzeitfolgen für ein Unternehmen haben kann. 

 

Es ist ein Prozess herauszufinden, was die Mitarbeitenden brauchen, um in ihr eigenes Gleichgewicht zu kommen. Genau hier kann man als Unternehmen ansetzen und verschiedene Maßnahmen etablieren, die die Mitarbeitenden dabei unterstützten. 

 

Ich bin beispielsweise neben meiner Tätigkeit als HR-Beraterin ausgebildete Yogalehrerin und habe meine Techniken gefunden, die ich brauche, um ins Gleichgewicht zu kommen und kann daher sagen, die Suche lohnt sich. 

 

 

Kann mithilfe von künstlicher Intelligenz die psychische Gesundheit verbessert werden? 

 

Ich denke, wenn uns jemand vor der Pandemie gesagt hätte, dass wir bald über ein Jahr lang nur noch von zu Hause arbeiten würden – es hätte niemand geglaubt. Genauso wenig können sich die meisten wohl vorstellen, mit einem Roboter über die eigenen mentalen Probleme zu sprechen. Doch gerade durch die Pandemie und der aktuellen digitalen Entwicklung sind wir aufgeschlossener denn je für innovative Lösungen. 

 

Wir alle haben im letzten Jahr unzählige neue Tools für die Zusammenarbeit eingeführt und uns nun an diese wunderbaren Möglichkeiten gewöhnt. Die Akzeptanz ist größer geworden und bei mir persönlich auch mit einer Neugier verbunden, auf welche spannende Weise Technologien uns in Zukunft helfen können. Ich meine, wer spricht heutzutage nicht mit Alexa oder Siri? 

 

Laut der neuen AI@Work Studie von Oracle und Workplace Intelligence steckt KI als Lösung zur Unterstützung der psychischen Gesundheit gerade erst in den Kinderschuhen, allerdings ist eine zentrale Erkenntnis, dass Betroffene lieber von KI-gestützten Therapeuten als von anderen Menschen Hilfe annehmen. Die Teilnehmenden gehen hier von einer urteilsfreien Zone aus und erwarten schnellere Lösungsansätze

 

Grundlegend würde ich hier den Gedanken der Reduzierung des Stressniveaus im Arbeitsalltag durch KI-Tools vorerst in den Vordergrund stellen wollen. Hier kann beispielsweise eine 

 

  • Verringerung der Arbeitsbelastung 
  • oder eine Hilfestellung zur Priorisierung von Aufgaben geschaffen werden 
  • und so Krankheitsverläufe wie Burnout entgegengewirkt werden. 

 

Vielen Dank für Deine Tipps, wie man die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz fördern kann!



Über Jannina Jannina_Toepfer-modified

 

Jannina Töpfer begleitet Unternehmen bei Kulturveränderungen, der Konzipierung von Personalentwicklungsmaßnahmen und der Entwicklung zukunftsfähiger Organisationsmodelle und (HR-)Prozessen. Sie ist fasziniert davon, wie die Organisationskultur die Art und Weise bestimmt, wie Menschen zusammenarbeiten.

 

Mit ihrer leidenschaftlich anpassungsfähigen Einstellung gegenüber organisatorischen, prozessualen und personalen Veränderungen und ihrer empathischen Art schafft sie es, verschiedenste menschenzentrierte Projekte umzusetzen und so die Arbeitswelt täglich besser zu gestalten. 

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