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Arbeitsschutz vom Muss zum Plus: Praxisplan für KMU in Schichtbetrieben

Geschrieben von David Padilla | 30 September 2025

Digitalisierung, Fachkräftemangel und strengere Prüfstandards sorgen dafür, dass Arbeitsschutz nicht mehr als lästige Pflicht durchgeht, sondern als Teil einer robusten Betriebsführung gedacht werden muss.

 

Früher reichte „Checkliste abhaken“, heute zählen sichtbare Gesundheitseffekte, weniger Ausfälle und prüfsichere Prozesse – mobil, audit-ready und integriert. Viktoria Lindner von Bloom hat im Kenjo-Podcast erklärt, wie Du das schaffst.

 

Top-5 Takeaways

 

  1. Mindset shiften: Nenne es „Gesundheitsschutz“ und verankere Nutzen für Mitarbeitende sichtbar im Alltag.
  2. Verantwortung klären: Ab 50 Mitarbeitenden Prozesse, Rollen und Prüffähigkeit eindeutig festlegen – inkl. interner Pflichten.
  3. Foundation bauen: Grundbetreuung mit klarer 40/60-Aufteilung strukturieren und dokumentieren.
  4. KMU-tauglich umsetzen: Outsourcen, Mindestquoten (z. B. Ersthelfer) sichern und Admin per Software automatisieren.
  5. KI richtig einsetzen: Erst Daten & Prozesse aufbauen, dann mit KI automatisieren – nicht umgekehrt.

 

1) Gesundheitsschutz statt Pflichtdenken

 

Setze das Thema bewusst positiv auf: Gesundheitstage, Impfangebote, Vorsorgen – plus klare Kommunikation, warum das Deinen Leuten konkret hilft: weniger Rückenprobleme, weniger Ausfälle, bessere Schichtfähigkeit. Im Schichtbetrieb zählt Sichtbarkeit: Aushänge in Pausenräumen, kurze App-Announcements, einfache Teilnahmewege.

„Wir investieren hier in die Gesundheit unserer Mitarbeiter. Und ja, es ist Pflicht, das müssen wir machen, aber trotzdem ist es ja etwas, was den Mitarbeitern zugutekommt.“

— Viktoria Lindner, Bloom

 

Mach Effekte messbar: Teilnahmequote, Fehltage, Schichtabdeckungsrate. Nutze vorhandene Touchpoints wie digitale Zeiterfassung für kurze „Nudges“: Erinnerungen an Vorsorgen oder Schulungen direkt beim Ein-/Auschecken. 

 

 

 

2) Verantwortung & Prüfsicherheit ab 50 MA

 

Regele Zuständigkeiten früh: Wer organisiert Vorsorgen? Wer plant Unterweisungen? Wer hält Erst- und Brandschutzhelfer vor? Und: Wer überprüft regelmäßig die Wirksamkeit? Dokumentiere das als festen Prozess – wichtig für BU-Prüfungen und Haftung.

„…ist das tatsächlich so, dass ab 50 Mitarbeitern eigentlich jedes Unternehmen, egal ob du remote bist … ein Arbeitsschutzkonzept haben muss.““

— Viktoria Lindner, Bloom

Verknüpfe Arbeitsschutz mit operativen Kernprozessen: Dienstplanung, Schulungsverwaltung, Qualifikationsmatrix. In der Praxis bedeutet das: Unterweisungen und medizinische Vorsorgen rechtzeitig in die Schichtplanung integrieren, damit Linienbetrieb nicht leidet. 

 

 

3) Foundation: 40/60-Aufteilung sauber umsetzen

 

Setze die Grundbetreuung strukturiert auf: Jahresplanung mit Soll-Stunden, ASA-Sitzungen, Begehungen, Vorsorgen, Unterweisungen. Lege KPIs fest (z. B. „100 % pflichtige Unterweisungen vor Schichtantritt“, „0 offene Maßnahmen länger als 30 Tage“). Das schafft Vorhersehbarkeit – und reduziert Ad-hoc-Feuerwehraktionen kurz vor Prüfungen.

„In der Regel ist dort die Verteilung, dass 40% dieser Stunden in die Betriebsmedizin…reinfließen und 60% in den Arbeitssicherheitsmanager."

— Viktoria Lindner, Bloom

 

Für Lohn-seitige Effekte (Ausfallzeiten, Zuschläge, Schichtwechsel) lohnt es sich, Datenflüsse durchgängig zu halten. Exportiere Stamm- und Variablen-Daten sauber ins Lohnsystem – das spart Zeit und Fehler. 

 

4) KMU-Praxis: Outsourcen, Mindestquoten sichern, Admin automatisieren

 

Gerade in KMU fehlt oft Kapazität. Externe Fachkräfte (Betriebsmedizin/SiFa) geben Dir Tempo, intern behältst Du die Orchestrierung. Achte auf Mindestquoten (z. B. Ersthelfer ~5 % der Belegschaft) und halte eine lebendige Qualifikationsliste je Standort/Schicht. Mache Ersthelfer-Rollen attraktiv – kleine Benefits, Anerkennung, klare Zeitfenster für Schulungen.

„Also ich glaube, der erste konkrete Tipp ist wirklich das Thema, soweit es geht, outzusourcen.“

— Viktoria Lindner, Bloom

 

Eliminiere Excel-Chaos: Termineinladungen, Recall-Fristen, Nachweise, Gefährdungsbeurteilungen – alles digital, mobil und prüfbar. Wo rechtliche Fragen aufpoppen, hilft ein schneller Einstieg ohne Kanzlei-Ticket: der Arbeitsrecht-Helfer als Orientierungs-Tool. Es ist kein Ersatz für Rechtsberatung, aber ein guter erster Schritt.

 

 

5) KI gezielt nutzen – erst Prozesse, dann Automatisierung

 

Baue zuerst eine stabile Datengrundlage: saubere Mitarbeiterstammdaten, Rollen/Skills, Pflichttermine, Fristenlogik, Maßnahmen-Backlog. Definiere dann, wo KI echten Hebel hat: Erinnerungsmanagement, Priorisierung, Drafts für Unterweisungs-Einladungen, automatische Protokollablagen. KI ersetzt keine Ärztinnen/SiFa, sie reduziert Admin und Fehler.

„Ki ist ja ein extrem starkes Instrument, solange Daten und Prozesse vorhanden sind.“

— Viktoria Lindner, Bloom

Im Frontline-Alltag gewinnt Mobile-First: Krankheit melden, Schichttausch, Unterweisungs-Reminder, Dokumente – alles in die Hosentasche. So erreichst Du die Mannschaft ohne WhatsApp-Wildwuchs und hältst Nachweise zentral.